Texte, entstanden in der URANIA am 21. November 2011
Bei der Urania-Veranstaltung war ich beeindruckt: Was für eine Atmosphäre, wenn plötzlich Ruhe im Kleistsaal herrscht und alle Besucher schreiben!
Schreibanlass war: ‚Berlin im November‘: Was steckt gerade in meinem Kopf?‘ Vorgegeben hatte ich ein Wortgitter, in das sechs Begriffe gestellt werden sollten: Zwei Nomen, zwei Verben, zwei Adjektive. Danach gingen diese Worte als Impuls an den Nachbarn, der daraus einen Text verfasste. Einige Besucher waren bereit, uns ihre Texte vorzustellen und sie zu lesen. Leider habe ich diese Texte noch nicht zur Verfügung, aber zwei andere sind bei mir angekommen. Ich lasse diese Beispiele ohne Kommentar stehen, denn sie sprechen für sich. Beide könnten der Beginn einer längeren Erzählung sein…
dunkel TÜV müde Nebel Geburtstag schlafen
„Es war dunkel, als ich, müde und abgeschlagen, mit dem Auto vom TÜV über Brandenburgische Alleen durch den Nebel nach Hause fuhr. Ich war rechtschaffen müde und hatte nun vor, früh schlafen zu gehen. Als ich aus dem Badezimmer kam und mich gerade ins Bett legen wollte, wurde mir bewusst, dass ich ungeheuer allein war – und dass ich heute Geburtstag hatte…“
Kälte Asphalt Autos Lichter Nebel grau
„Die Kälte kriecht über den Asphalt. Alle Autos sind durch den TÜV gekommen. Die Lichter stören mich, ich finde den grauen Nebel viel schöner, so wie er ist.“
Falls ich Fehler eingebaut haben sollte, bitte ich um Entschuldigung, ich habe die Texte so verstanden und so gefallen sie mir auch. Es ist Kennzeichen des Kreativen Schreibens, dass man sich über ‚Anweisungen‘ einer Schreibgruppenleiterin auch hinwegsetzen kann – es können auch mehr Nomen sein als ursprünglich angefordert!
Was die Beispiele ‚live aus der Urania‘ zeigen: innerhalb von 5 Minuten kann man so mit Hilfe eines Schreibimpulses ins Schreiben kommen.
Wer weitere Texte und Beispiele hat, darf sie gerne hier einstellen!
Mails an s.diehm@schreiberlebnis.de erreichen mich.
Herzlichen Gruß,
Ihre Susanne Diehm
Nebelig…. Eisig…. Rauhreif auf Herbstlaub….
spazieren gehen….Teufelssee….romantisch
Eisig blitzten seine Augen, das konnte ich sogar durch den Rauhreif auf Herbstlaub sehen.
Wir waren zum Spazieren gehen an den Teufelssee gefahren. Romantisch sollte es werden. Das konnte er haben. Heimlich streifte ich den rechten Handschuh ab, fasste in meine Handtasche, zog den kleinen schwarzen Revolver hervor und erschoss ihn. Die eisigen augen schlossen sich. Romantik pur.
Blau….Himmel….raschelte….Laub….überhitzt….Raum
Laubblau raschelt der Himmel, bis er überhitzt in den Raum fällt. Dort verliert er sein blau, das Laub raschelt alleine, es verkrümelt sich in die Ritzen der Planken, während der Raum, vom Himmel verwirrt, anfängt zu wanken.
Nasskalt… überhitzt… Endzeitstimmung… Hetze… durchrennen….zittern
Es war eine nasskalte Nacht in Berlin. Tagsüber war es untypisch warm und sonnig gewesen, wie schon den ganzen November. Es war einfach zu warm. Man könnte sagen: Überhitzt. Doch jetzt herrscht Endzeitstimmung. Die Straßen sind nass, die Luft kalt, keine Menschenseele zu sehen. Einfach nur durchrennen. Und, wie gesagt, nasskalt. Brrrr… Ich zittere!
Licht…. Kalt…. Rennen…. Dunkel….Kälte….frieren….
An einem kalten Novembermorgen lief sie durch die Kälte der Nacht. Das Licht war aus in der ganzen Stadt. Dunkelheit legte sich wie ein Schatten über die Straße. Ihre Hände froren doch ihre Füße waren warm. Sie rannte, als wenn es kein Morgen gäbe.
Kälte…. Grau…. Advent ….Verkehr…. Sightseeing
Der ohnehin stressige Verkehr wird, je kälter es wird, immer wilder. Doch merken dies die sightseeing liebenden Touristen, welche schon jetzt an den kalten, grauen Adventstagen den Weihnachtmärkten entgegenfiebern, überhaupt?
Farbig…. in Aufruhr….Verkehrsgedränge….wohin….?….?….
Ich laufe durch die nasskalten Straßen die farbigen Reklametafel die hektisch die Dunkelheit erhellen. Der Verkehr zieht in dichtem Gedränge durch die Straßen und man hat das Gefühl, als würde sich die ganze Stadt in Aufruhr befinden. Ich frage mich, wohin ich soll und sehne mich nach meiner warmen Stube.
Frieren….Frost….kalt….singen….Laub….schön….
Das bunte Laub liegt so auf dem herbstlichen November- Boden, als hätte es jemand dort hingelegt. Wie schön zu betrachten. Der Frost kann ihm nichts anhaben. Auch wenn es kalt ist, erscheint einem die Nacht erfreulich ansprechend. Ein Gefühl entsteht, welches zum Singen geradezu einlädt. Was für ein vorweihnachtliches Glücksempfinden ist das.
Kalt…. dunkel…. Licht….schlafen…. lesen…. Nacht
Nassdunkel der Weg in der kalten Nacht. Ängstlich blicke ich auf die Parkgebüsche. Wann kommt Licht, ehe etwas anderes heraus bricht. Möchte nach Hause, müde, im Bett liegen, lesend einschlafen. Mit neuer Energie den Morgen begrüßen – trotz Nebel und Kälte voll Freude.
Sonne…. kühl…. Blätter…. heizen…. Garten….harken….
Morgens, wenn es draußen noch kühl ist, schaue ich zuerst einmal gewohnheitsmäßig aus dem Fenster in den Garten und erfreue mich an der wunderbaren Sonne, die die Herbstblätter golden aufleuchten lässt. Es stört mich bei diesem Wetter nicht, dass ich sie später wegharken muss. Aber ich habe gut reden im gut geheizten Haus.
Trinken ….Eierlikör ….Wein….breit….schreiben…. gesund
In meinem Chinesisch-Kurs gab es eine Kommilitonin, die die kompliziertesten Wirtschaftsvokabeln aus dem Eff-Eff konnte. Ich fragte sie nach ihrem Erfolgsgeheimnis und sie sagte mir, dass sie jeden Abend Rotwein und Eierlikör im Verhältnis von 2:1 trinken würde und nach Genuss dieses Gebräus völlig schwerelos die Chinesisch-Vokabeln in einem 1…. … und abschreiben. Da man im Chinesischen bei jedem Wort…. die Aussprache mit dem korrekten Ton und das Schriftzeichen lernen müsse, hatte sie diverse Durchgänge und wurde immer breiter. Das hält gesund.