Anmerkungen einer Schreibexpertin

‘Zum Schreiben berufen’, so titelte am 14. September 2014 Patrick Wildermann im Tagesspiegel. Gespannt, was der Artikel bringen würde, schlug ich ihn auf – und legte ihn ein wenig enttäuscht gleich wieder zur Seite. Vorgestellt werden relativ herkömmliche Berufe, wie ich sie schon 2011 in meinem Buch ‘Wie Kreatives Schreiben beflügelt – auf dem Weg zum Traumjob’ gemeinsam mit Lena Hach beschrieben habe.

Empfohlen werden im Tagesspiegel Interviews mit ‘Berufsprofis’ aus dem Internet. Schön, aber: Nicht erwähnt, leider, das Buch ‘Die Macht der Worte’, das Michael Firnkes und ich 2012 begonnen haben und das 2013 bei mitp business erschienen ist. Untertitel: ‘Schreiben als Beruf’. Darin stellen wir die neueren Schreibberufe vor, wie sie zum Teil durch das Internet entstanden sind oder eben dank Studiengängen wie dem M.A. Biografisches und Kreatives Schreiben an der Alice-Salomon-Hochschule professionalisiert werden.

Wir Autoren haben uns bemüht, zu jedem Interview Hintergrundwissen zum Beruf einfließen zu lassen. Gibt ‘ne Menge guter Bewertungen bei Amazon – danke, Leute! Wer also ein neues Spektrum an Schreibberufen kennen lernen möchte – jenseits von den bekannten Berufen wie Journalisten, Dramatikern, Schriftstellern und Werbetextern – dem sei empfohlen, sich hier in meinem Blog einen kurzen Überblick zu verschaffen und dann in die Tiefe zu gehen… gerne stehe ich für Fragen zur Verfügung, denn nach 30-jähriger Tätigkeit im Schreibberuf habe ich Erfahrung in all diesen Gebieten.

Die Fragen im folgenden Text hat mir eine Journalistenkollegin gestellt.

Schreibberufe…  in denen nicht nur geschrieben wird…
Welche Berufe sind das?
Schreibpädagoge/Dozent für Kreatives Schreiben, Schreibtrainer, Schreibtherapeut, Schreibcoach, s. Berufe aus der ‘Macht der Worte’, mitp business 2013

Wo kann man damit arbeiten?
Schreibpädagoge/Dozent für Kreatives und Wissenschaftliches Schreiben: an der Uni, bedingt auch an Schulen, Instituten wie dem DIL, dem Deutschen Institut für Lerntherapie, Volkshochschulen, … als Schreibgruppenleiter zur Literarischen Geselligkeit fast überall, wo ein Raum und Kundeninteresse zur Verfügung steht.

Schreibtrainer:
• in Unternehmen wie Banken, Institutionen wie dem Theater, Behörden usw. …

Schreibtherapeut:
• In eigener Praxis mit Klienten, die den Weg in die Kreativität finden wollen, Selbsterkenntnis erlangen oder Problemlösungen finden;
• Autoren mit Schreibhemmnissen
• in Projekten wie beim ubs.e.V. (Verein für Umwelt, Bildung und Soziales),
• in Kooperation mit Psychotherapeuten,…
• in 4* Hotels, die Interesse an ‘Gesundheitsförderndem Kreativem Schreiben’ haben

Schreibcoach/Schreibberater:
• bei Self-Publishing-Verlagen wie e-publi sollte es zusätzlich zum Lektorenservice mittelfristig eine Möglichkeit geben
• bei Unternehmen in der Internen Kommunikation als Schreibcoach von Geschäftsführern und Personalleitern, oft auch bei Bereichsleitern, die intern eigene Newsletter für ihre Mitarbeiter herausgeben wollen
• bei Unternehmen in der Externen Kommunikation als Schreibcoach von Marketing-Experten
• bei Studi-Lektor.de,
• bei privaten Klienten, die Autor werden wollen, oder andere Texte erarbeiten – vielleicht auch ihre Lebens-Abschnitts-Biografie schreiben
• im Internet, als Ratgeber und Kursanbieter

Wie und wo kann man eine Ausbildung machen?
• Schreibpädagoge/Schreibtherapeut: an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin http://www.ash-berlin.eu/fileadmin/user_upload/pdfs/Studienangebot/Master/Biografisches_und_Kreatives_Schreiben/BKS/Flyer_BKS_2014_WEB.pdf
• Eine relativ kurze Intensiv-Ausbildung gibt es beim IEK Berlin (Schreibtherapeut) http://www.iek-berlin.de/ausbildungen/therapeutische-und-paedagogische-ausbildungen/schreibtherapeut-ausbildung
• Schreibcoach: Bei Gerd Bräuer in Freiburg https://www.ph-freiburg.de/deutsch/institut/mitglieder.html

Was unterscheidet sie von bisherigen Schreibberufen?
In bisherigen Schreibberufen wie Journalist, Autor, Dramaturg, Blogger, Werbetexter schrieben wenige Auserwählte; jetzt erkennt man (wie bei den Angelsachsen schon lange), dass Schreiben zum Teil auch Handwerk ist bzw. die Funktion hat, einen direkten Draht zum Unbewussten herzustellen. Schreiben als reflexive Praxis! Daher liegt der Hauptunterschied in den Pädagogik- oder Künstlerischen Therapie-Kenntnissen, die Schreibpädagogen oder Schreibtherapeuten haben müssen.

Welche davon sind echte Berufe und welche ergänzende Dienstleistungen?
Alle diese Berufe können echte Berufe sein – evtl. Spezifizierungen/Zusatzausbildungen, z.B. von Pädagogen oder Psychologen

Kann man damit Geld verdienen?
Ja. Einige unserer Kollegen sind so gut im Geschäft dass sie Aufträge ablehnen müssen, weil sie es zeitlich nicht mehr schaffen. Andere haben es schwer in diesem recht jungen Berufsfeld – auch, weil es noch viel zu wenig Berichte und Veröffentlichungen über dieses Feld gibt.
Mich persönlich reizt besonders das pädagogische Gebiet des Schreib- und Lerntherapeuten: Es reicht von “Wohlbefinden und Freude über Schreibübungen erzeugen” “Im Flow sein”, ”Schreiben als reflexive Praxis’ über ‘Schreibend lernen’ hin zu ‘Schreibend sich selbst erkennen und Probleme lösen’ oder gar ‘Schreibend sich selbst motivieren’. Also, liebe Medienvertreter, noch viele Themen, zu denen Sie künftig Aussagen oder gar Bücher von mir finden können.
Mittlerweile gibt es die Gesellschaft für Schreibdidaktik, aus der vielleicht einmal der Berufsverband der Schreibdidaktiker/Pädagogen entspringen wird:
http://schreibdidaktikundschreibforschung.wordpress.com/ und eine zusätzliche Informationsquelle kann http://www.schreibberater.info/ sein.

Herzliche Grüße –
Susanne Diehm

Ein Kommentar

Eingeordnet unter AKTUELLES

Eine Antwort zu “Anmerkungen einer Schreibexpertin

  1. Liebe Teampartnerin das hast Du wieder wunderbar gemacht, vielen Dank!

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