13. Juli 2018 · 08:26
Erleuchtung
Schreiben oder Lesen?
Ich möchte hier ab und zu Techniken und Methoden des Kreativen Schreibens vorstellen, wie sie auch in der Gesundheitsförderung wunderbar eingesetzt werden können. Die Bilder oben habe ich gewählt, damit „Mir geht ein Licht auf“ und das „Schreiben“ verknüpft werden. Gerne dürfen Sie auch meinen Schreibsalon am Kleistpark für solche Übungen als Kreativ-Zeit-Raum nutzen, ob nur als inspirierenden „Raum der Stille“ oder mit Schreibanleitung, das bestimmen Sie!
Erstaunt habe ich festgestellt beim Scannen des Internets: „Gestern – Heute – Morgen“ ist auch eine Übung der Anonymen Alkoholiker: http://www.aa-pur.de/Gestern-Heute-Morgen.pdf
Ein interessanter Ansatz, mir jedoch für die Zwecke spielerischen und freudvollen Umgangs mit Gesundheit zu rigide; ich glaube daran, dass das Entfalten von Kreativität der Prävention dient. Und Kreativität beginnt oft, indem man bei sich selbst forscht, was denn schon da ist an assoziativen Verknüpfungen, und denen dann nachspürt.
Mit einem Gedicht herausbekommen, was los ist; Gefühle wahrnehmen und artikulieren; Wirksatz erstellen, fiktive Geschichte dazu; verankern.
Heute habe ich den Triptychon Gestern – Heute – Morgen
selbst eingesetzt, weil ich mich in der Wahrnehmung von Gefühlen und deren Ausdruck stärken will.
Das war meine Anfang:
Gestern war Verwirrung , Verstörtheit und Erkenntnis
Heute ist Empörung und Freisetzen
Morgen ist wieder Fröhlichkeit, frohes Schaffen und Leichtigkeit
Nach dem Schreiben habe ich gemerkt, dass ich vom Bauch, der mir Gefühle anzeigt, sofort wieder zu meinem Kopf eile und versuche, die Gefühle zu deuten und einzuordnen; von daher klingt es „kopfig“. Für heute habe ich beschlossen, dass das so gut ist, ich lasse die Substantivierung, die „ungs“ und „keiten“ stehen, weil es mir zeigt, dass ich noch nicht schreiben mag:
Gestern war ich verwirrt
Heute bin ich wütend
Morgen wieder froh
Aber indem ich beide Formen aufschreibe, lege ich den Weg frei, meine Gefühle zu akzeptieren, die Schleusen zu öffnen. Den Weg frei, um mich zu artikulieren, meinen Gefühlen Ausdruck zu geben, und zwar bevor die Emotionsbombe platzt. Mir tut das gut, weil ich viel zu oft meine Gefühle zwar wahrnehme, aber beschließe, „ich mach das mit mir ab„, ich stelle niemanden zur Rede; nicht weil ich konfliktscheu bin, sondern weil ich bislang der Meinung war, dass man anderen Menschen den Freiraum gibt, den sie brauchen, und dass das meine Aufgabe sei, diesen Zustand zu ermöglichen. Da mir aber zunehmend begegnet, dass das missverstanden wird und zu Übergriffigkeit führt, mir danach bestimmte Verhaltensweisen auf den Keks gehen und mir dann auch noch vorgeworfen wird, dass ich zu spät Einhalt gebiete, – uff, langer Satz – übe ich das jetzt mal anders und probiere es aus! Achtung Welt, ich komme:
Gestern war ich still und hörte zu
heute unterbreche ich, spreche an und lass es raus
morgen bin ich klar, mit mir im Reinen und lache
Um die Veränderung besser zu verankern, hilft ein zusammenfassender Satz, der zeigt, was sich geändert hat und was ich künftig tun will:
Ich achte mehr auf meine Gefühle wie Wut und Irritation, schätze sie als Zeichen, lasse sie mein Gegenüber adäquat wissen, und fühle mich dann ausgeglichen und zufrieden.
Dadurch, dass ich mir diese Schritte erarbeitet habe, sitzt der neue „Wirksatz“ viel besser, als wenn ich ihn nur irgendwo gelesen hätte, denn ich habe ihn jetzt quasi erlebt; jetzt könnte als Übung die Geschichte einer Frau kommen, die
a) in der ersten Szene den Konflikt hat, dass sie immer in Situationen gerät, in denen sie ihre Gefühle zugunsten von anderen zurückstellt
b) in der zweiten Szene das erkennt
c) In der dritten Szene den Ausstieg findet, die Lösung ihres Problems
Unser Gehirn weiß auf einer unbewussten Ebene nicht, was wirklich und was ausgedacht ist; insofern können wir uns das verankernd mit bewussten Schreibimpulsen nutzbar machen. Hausgemachtes Storytelling, Geschichten und Bilder gehen in unser „Erfahrungswissen“ ein, und wir können sie abrufen, noch bevor wir in einer Situation sind, die wir nicht haben wollen. Unsere Geschichten können uns dann leiten und wir sind uns selbst der beste Coach.
Beste Grüße,
Susanne Diehm