Abt Muho „Das Meer weist keinen Fluss zurück – Ein Weg zu Liebe und Gelassenheit, Berlin Verlag, München 2018
Wie kommt es, dass ein Deutscher der Leiter des größten Zen-Klosters in Japan wird? Was bedeutet der Titel “Das Meer weist keinen Fluss zurück?” Wie funktioniert das mit dem Weg zu Liebe und Gelassenheit? All diese Fragen beantwortet Abt Muho. Darüber hinaus erfahren wir, wie das Leben in einem japanischen Zen-Kloster verläuft. “Alle für einen, einer für alle”, das gelobten die drei Musketiere und das gilt auch hier. Im Kloster Antaiji müssen sich alle selbst versorgen, die Felder bestellen; es ist harte Arbeit, Tag für Tag; und doch bleibt Zeit für die Meditation. Abt Muho, der Philosophie, Japanologie und Physik an der Freien Universität Berlin studiert hat, bezieht sich auf westliches und östliches Denken. Er zitiert Max Frisch und Bertolt Brecht oder auch Antoine de Saint Exupéry, aber auch buddhistische Meister wie Miyaura Roshi oder Dogen.
Immer wieder geht es um die Liebe
“Liebe drängt sich nicht auf und sie erwartet auch nichts; sie zeigt sich in einem Blick, in einer Geste, im sachte sich ändernden Licht, das auf ein vertrautes Gesicht fällt. Liebe muss gelebt werden, immer wieder aufs Neue.” Abt Muho bezeichnet die Liebe als einen Schatz, den wir erst loslassen müssen, um ihn wirklich zu finden.
Auch von seiner persönlichen Entwicklung berichtet Abt Muho, der im Jahre 1968 als Olaf Nölke in Berlin geboren wurde. Wie es sich ergibt, dass Abt Muho -oder vielmehr Olaf Nölke- nach Irrungen und Wirrungen zu seiner Frau Tomomi und zu drei Kindern kommt, deren Geburt im Winter aufgrund der das Klsoter umgebenden Schneemassen schwierig ist, sodass sich der Mönch entscheiden muss, ob er seiner Frau oder dem Kloster zur Verfügung steht… all diese Geschichten lassen den Leser gebannt der Erzählung lauschen.
Ein Geschenk
Ich werde dieses Buch heute einer lieben Freundin schenken, die von diversen Krankheiten geplagt ist. Sie ist eh schon unglaublich tapfer, aber es könnte ihr helfen, weiterhin in Gelassenheit mit ihrer Situation zurechtzukommen. Wer annimmt, was ihm widerfährt, tut sich leichter damit und kann den Blick besser auf die kostbaren Momente des Lebens richten, die bleiben. Außerdem lenkt Lesen ab!
Die Gedanken des Abtes sind nicht nur philosophisch, sondern bodenständig und ehrlich, und gerade diese Mischung macht das Buch so gut lesbar.