Der Nutzen von Kunst & und Kreativität
In meinem Blog zeige ich über verschiedene Aspekte (Künstlerische Therapien, Konzerterfahrungen, Moderation und Erleben von Schreib- und anderen Events) den Nutzen von Kunst & und Kreativität bei Krise und Krankheit. Wie heißt es? „Wer sich mit dem Tod beschäftigt, lernt gut zu leben“. Und so war auch das Projekt „7 Deaths of Maria Callas“ an der Deutschen Oper eine Erfahrung, die vom Sterben für/ an der Liebe über den Schmerz hin zu Einsicht und Erfüllung verhalf.
Durch den Tod zum Leben …und auch in die Unsterblichkeit? All diese Themen schwingen mit im Spiel der Identitäten zwischen Marina und Maria.
Ein junges Publikum
An diesem Opernnachmittag am Sonntag war ein „anderes“ Publikum zu sehen als normalerweise. Viele junge Leute in phantasievollen Outfits mischten sich wohltuend mit denen, die sonst da sind: Marina Abramović verjüngt die Opernszene.


Die Opern-Performance
Die in Belgrad geborene Künstlerin gehört zu den weltweit Aufsehen erregendsten Performancekünstle-rinnen. In ihrem Projekt „7 Deaths of Maria Callas“ an der Deutschen Oper zeigt sie sieben Rollen der Callas, die Sterbeszenen, die letzte Arie vor dem Tod. Violetta. Tosca. Desdemona. Cio-Cio-San. Carmen. Lucia. Norma. Und dann noch der Tod der Maria Callas selbst, in ihrem Schlafzimmer in Paris, wo sie 1977 im Alter von nur 53 Jahren verstarb. An gebrochenem Herzen, Oper und Performance verschmelzen (Musik Marko Nikodijević,) Es ist eine Collage aus Texten, Bildern aus eingespielten Videoaufnahmen (großartig!) und Musik. Fein das Orchester, dirigiert von Yoel Gamzou. Wunderbar die Sängerinnen, deren Kostüm zunächst irritiert, bis man versteht: Sie stellen im letzten Teil die Reinigungskräfte dar, die das letzte Zimmer von Maria Callas nach ihrem Tod wieder herrichten. Die -Marina- im goldenen Outfit als Diva wiederaufersteht, um die Huldigung des Publikums hinzunehmen. Abramović hat zu sehr ihre eigene Performerwiedererkennbarkeit, um völlig als Callas durchzugehen.
Mosaikteile im Kaleidoskop
Diese Inszenierung, die in auf Effekt heischender Konzeption wie ein Kaleidoskop Mosaikteilchen schüttelt und zu etwas Neuem zusammensetzt, aktiviert die Zuschauer:Innen zum Erfahren; es ist Kennzeichen der Performancekunst, als Teilnehmende/r bewegt, berührt und auch erschreckt zu werden und dadurch voll im Geschehen zu sein; nicht nur mehr im Kopf zu reflektieren, sondern zu erleben, dass das Gefühl auch noch woanders sitzt. Und Gefühle kommen auf, bei den Filmszenen der von Abramovic interpretierten Opernfiguren, immer im Zusammenspiel mit Willem Dafoe, der bekannt ist für ein breites Spektrum an Rollen und der Marina Abramović mit seinen kantigen Gesichtszügen ein würdiger Partner ist und eine Norma, von der man den Blick nicht wenden kann. Hier ein paar Bilder aus der Abendschau.
Den biografischer Bezug betont Abramović in ihren Interviews:
Schon im jugendlichen Alter habe Maria Marina nachhaltig beeindruckt, sie, die nicht nur mit Koloraturen überzeugte, sondern mit ihrer energetischen Kraft in der Darstellung der Figuren. Daher rührt wohl bei der Performancekünstlerin der Schub, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Eine weitere Verbindung: 7 Jahre habe sie gelitten nach Ende einer Beziehung. Aber gestorben ist sie daran nicht.
Bühnenpräsenz und Kraft der Bilder – und dann doch wieder die Musik, die den Zugang zum Inneren schafft. Hier noch eine filmische Darstellung – Worte allein genügen in diesem Falle nicht.
Callas: „Energy bomb on my soul“ https://www.youtube.com/watch?v=VlOj95q5HN4

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Nachklang
Als Vorstandsmitglied der Europäischen Künstlergilde für Medizin und Kultur www.eukmk.eu ist es mein und unser Anliegen, mehr Menschlichkeit in die Medizin und in die Welt zu bringen; Narration und künstlerische Ausdrucksformen als Impuls gehören dazu. Wir wollen Leichtigkeit im Schweren über künstlerisches Schaffen erfahrbar machen. Zugang dazu zu schaffen. Empfehlungen aussprechen, die Humanität befördern – und nicht den Krieg. So scheint es und stellvertretend zu genügen, die Tragik und den Irrwitz menschlichen Daseins auf der Bühne zu sehen.