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Was uns unter die Haut geht

Warum sind wir schreibend so nah an uns selbst dran? Warum fühlen wir uns so gut dabei? Ein Erklärungsversuch.

Wenn wir uns als Persönlichkeit schreibend erkunden, voraus denkend reflektieren, uns Dinge herbeiwünschen und Ziele verankern, lernen wir uns besser kennen. Und: Wir verstärken das Vertrauen in uns selbst. Wir festigen damit die individuelle Selbstwirksamkeitserwartung und die Resilienz (unsere Widerstandskraft, die Fähigkeit mit Krisen umzugehen). Wenn wir Neues lernen, mit  Schreiben – oder auch Malen und Gestalten – spielerisch unser Potential entwickeln und die Sinne beflügeln, trainiert das unser Gehirn, die Neuronen ‘auf Glück zu schalten’. Wir fühlen uns gut. Und wir lernen, dass es uns gut tut und wollen es immer wieder tun.

IMG_20150412_125017Dazu passt das, was Gerald Hüther sagt, der heute in Berlin sein neues Buch bei vollem Haus vorgestellt hat: Wir nehmen das gern und leicht wahr, was für uns Bedeutung hat. Die emotionale Aufladung, die etwas besitzt, lässt es uns erinnern. Wenn uns etwas ‚unter die Haut geht‘, dann reagiert unser Körper. Die emotionalen Bereiche im Gehirn werden aktiviert und neuroplastische Botenstoffe sausen los.

In Schreibgruppen schaudern wir oft: Die Geschichte der Schreibgruppenkollegin berührt uns, weil wir in unserem Leben etwas ähnliches erlebt haben. Ein Gedicht aus der Runde rührt uns zu Tränen, weil es an eine verlorene Liebe erinnert. Der Krimiplot, an dem der Nachbar arbeitet, lässt unsere Haare zu Berge stehen, weil wir so etwas bestimmt nicht erleben wollen. Wir sind nah bei unseren Emotionen – und in diesem Moment ist es uns völlig schnuppe, ob das Glück aus Körper, Seele oder Geist stammt. Wir fühlen uns lebendig. Willkommen im Frühling!

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