Monatsarchiv: März 2018

Verluste verarbeiten und versöhnlich mit ihnen leben

„Abschiede und Verluste gehören zu unserem Leben. Sie brauchen behutsame Einfühlung und geduldiges Mitgefühl. Vor allem benötigen sie Raum, zu trauern. Trauer kann uns helfen, Verluste zu verarbeiten und sie in unser Leben zu integrieren, solange wir weder  unsere Gefühle verdrängen, noch uns von ihnen besetzen lassen oder in ihnen erstarren.“

 So war der Vortrag mit Meditation ausgeschrieben. Heute Abend, 27. März 2018,  bei der Urania – ein meditativer Vortrag von Dr. med. Wilfried Reuter, dem spirituellen Leiter des Lotos-Vihara-Zentrums. Wieder gelang es dem buddhistischen Arzt, eine friedvoll-aufmerksame Atmosphäre im voll besetzten Kleistsaal zu erreichen, in der das Denken zugunsten des Fühlens klein gehalten wurde. Mir geht es nach den Vorträgen so, dass ich keine Rezension schreiben möchte, sondern in dem Gefühl schwelgen, das über die Meditation und den Gedankenfluss sich eingestellt hat. Denn ein Fluss der Gedanken ist es, in den Wilfried Reuter führt – die Vorträge sind immer ‚rund‘, gut überlegt und noch besser gesprochen. Um mich nicht allzu sehr herauszureißen spreche ich daher nur kurz das an, was ich für das Schreiben mitgenommen habe. Wer es selbst erleben mag, hat 6x im Jahr die Chance, einen Vortrag von Wilfried Reuter an der Urania zu hören. Ich gebe hier nicht wieder, was war, sondern was angekommen ist.

Was gibt uns Trost?

Was trägt, wenn alles sich verändert, der Boden unter uns schwankt? Wir einen Verlust erlitten haben, von dem wir im ersten Moment denken, dass wir uns nie wieder erholen werden?

Natürlich schön, wenn wir Menschen um uns haben, die da sind, schweigen, zuhören, Trost spenden. Die Hand halten. Aber die Erfahrung zeigt: Die meisten Menschen haben niemanden, mit dem sie ausführlich über den Verlust des geliebten Menschen reden können. Selbst wenn man nicht jammert: Wirklich hören will es kaum einer. Wohin wenden wir uns dann, wenn wir begreifen, wie allein wir wirklich sind? Da bleibt nur die eigene Seele, aus der man Kraft beziehen kann. Zum Glück bestätigt die Gehirnforschung: Man kann trauern, sich dem Trauern hingeben, und trotzdem Kraft in sich finden. Diesen See der Resilienz, der irgendwo im tiefen Gewässer liegt. Aus dem eine Quelle der Gewissheit strömt, dass man aufgehoben ist, dass trotz der schlimmen Ereignisse alles gut wird, sich irgendeiner kümmert, dass das Leben wieder lebenswert wird. Und wir haben das Wissen, dass wir an an unserer Geisteshaltung arbeiten können, auch wenn es erst schwer fällt, den Blick auf das kleine Glück zu wenden, um es groß werden zu lassen, ihm Raum zu geben, damit es über die Zeit wachsen kann. Wir alle haben schon Abschiede erlebt – und überlebt. Wenn wir „Ja“ zur Veränderung sagen, dann sagen wir „ja“ zum Leben.

Eine Schreibübung habe ich mitgenommen, einen Anfangssatz sich im gleichen Schema wiederholend, wohl nach der Theologin Dorothee Sölle:

„Ja, ich habe noch Angst, aber….“

„Ja, noch bin ich traurig, ….“

„Ja, noch fühle ich mich verlassen….“

„Ja, noch kämpfe ich mich durch jeden Tag…“

Das Wort „Ja“ und das Wörtchen „noch“ : Sie geben den Spielraum, unseren Satz so fortzuführen, dass wir im Positiven landen. Wir erkennen an, dass es uns noch nicht wirklich gut geht, aber ’noch‘ lässt erwarten, dass eine Veränderung bevorsteht.

Bis wir dann sagen:

Gestern ging es mir sehr schlecht

Heute, ja, noch geht es mir nicht besonders gut

Morgen, da wird es einen neuen Tag und neue Hoffnung geben.

Wie hat es begonnen, woraus ist Lotos Viahara, das Zentrum das Wilfried Reuter leitet, entstanden? Ich habe die Anfänge der Meditationsübungen in der Reuterschen Praxis Mitte oder Ende der 90er miterlebt – im Wartezimmer der Praxis in der Wiener Straße wurde im kleinen Kreise meditiert. Stühle weg, Kissen her, und es hat genügt.

Wenn ich jetzt, ca. 20 Jahre später, verfolge welche Wellen das geschlagen hat, dann staune ich.  Besonders über Wilfried Reuter und seine Entwicklung. Er war immer schon ein begnadeter Redner, aber mittlerweile hat er eine besondere Qualität erreicht. Man mag ihm gerne zuhören, weil er den Dialog zu führen versteht…auf allen Ebenen. Und ich bin dankbar, dass ich einen so gelassen-leichten Themenabend zu Abschied und Verlust erleben darf.  Dankbarkeit, so sagt es Reuter, ist nie verkehrt. Auch und gerade bei Verlusten.

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Was sich hinter der Fassade der ASH verbirgt

Als ehemalige Absolventinnen und jetzt frisch gebackene Dozentinnen an der ASH im Studiengang Biografisches und Kreatives Schreiben können wir uns der Aktion unserer Kollegin Kirsten Ahlers nur anschließen:

http://www.wortwechsel-kaufungen.de/tipps.html

Nach wie vor können wir den Masterstudiengang sehr empfehlen – wer allerdings speziell ins Gesundheitsfördernde Schreiben möchte, kann sich hier weiter informieren:

https://schreibenbefluegelt.wordpress.com/2018/03/26/schreiben-therapiebegleitend-gks/

Mit herzlichem Gruß,

Sudi vom Team Sudijumi

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