Paterson – der neue Film von Jim Jarmusch
Eine Empfehlung an alle, die wissen wollen, warum Schreiben so ein Lebenselixier sein kann: Jim Jarmuschs Held ist ein Busfahrer, der über den Tag hinweg Bus fährt und beobachtet und in sein sorgsam mitgebrachtes Schreibjournal seine Gedichte schreibt. Immer gleich, mag man denken, wenn man Paterson eine Woche lang folgt. Ihn beobachtet und wahrnimmt, was ihm auffällt. Sei es das Thema ‚Zwillinge‘ die ihm immer wieder begegnen, seit seine hinreißende Frau von ihnen geträumt hat, oder seien es andere Gäste seines Buses und ihre Unterhaltungen. Paterson hört und schmunzelt, manchmal scheint er auch gleich zu weinen zu beginnen. Wir verstehen, wie einfühlsam er ist. Paterson, bei dem das höchste Drama seines Alltags ist, dass ihm mal der Bus zusammenbricht, Paterson versteht es, aus einer Streichholzschachtel-Betrachtung ins Schreiben zu kommen, so natürlich, als ob er atmet, erzählt er in seinem Gedicht, das in einer Beschreibung der Streichholzschachtel banal beginnt und sich mit einem Male zu einem Liebesgedicht entwickelt. Man mag seine Gedichte nicht bewerten und untersuchen auf literarischen Wert, darum geht es nicht, sie gehören einfach zu diesem Mann, der sich darüber seinen bisweilen öden Job als Busfahrer verschönert und ihn bedeutsam macht. Sein Leben ist stimmig – denn er schreibt. Genau das wollen wir ja mit dem Anleiten des Schreibens: Das Schreibjournal zum Freund machen, der durch das Leben begleitet und ihm dadurch Sinn gibt. Mit und vor allem ohne literarische Ambition. Alltagslyrik, die gelingen kann, aber nicht muss.
Ich bin so begeistert von diesem ruhigen Film, der nicht nur von der Poesie handelt, sondern sie uns spüren lässt, ganz zart. Wunderbar, dass dieser Film, der doch weg vom Mainstream scheint, in Berlin in so vielen Kinos geboten wird. Auch als es zu Patersons einziger Krise kommt – wir verraten hier nichts – ist die Lösung einfach: Luft holen, durchatmen, weiterschreiben…