
Schon lange bin ich an neurobiologischen Erkenntnissen interessiert, weil ich mir -neben den bereits bestehenden Studien und Wirksamkeitsnachweisen, die Prof. Silke Heimes zusammengetragen hat- erklären möchte, WARUM das Schreiben nach bestimmten Methoden an Krebs erkrankten Frauen und anderen Menschen mit chronischer Krankheit so gut hilft. An der Charité Berlin erprobe ich unter Supervision einer psychosomatischen Ärztin das Schreiben für Gesundheit und Lebensfreude. Stets gehen die Frauen beschwingt, geradezu beflügelt nach Hause.
In anderen Artikeln habe ich diesen Effekt schon beschrieben, aber hier will ich versuchen, diese Wirkung analog zur GAM Methode von Dr. Täuber zu erklären. „Gedanken als Medizin – wie Sie mit Erkenntnissen der Hirnforschung die Mentale Selbstheilung aktivieren – “, so heißt sein Buch, erschienen im Goldegg-Verlag im Februar dieses Jahres. In diesem Buch ist die Heilkraft unserer Psyche sehr schön bildhaft erklärt. Dr. Marcus Täuber fasst in seinem Buch den Stand der Hirnforschung zusammen. „Unsere Gedanken wirken wie Software, mit der wir unser Gehirn steuern. Wer bessere Ergebnisse will, wer Heilung statt Krankheit will, muss anders denken lernen.“, so heißt es in der Ausschreibung des Buches. In den vielen Rezensionen des Buchs können Sie sich über die Inhalte einen guten Überblick verschaffen – ich will an dieser Stelle nur auf das eingehen, was auch für das gesundheitsfördernde Schreiben gelten mag.
Gedanken als Medizin – ist die Methode auf die Schreibtherapie übertragbar?
Wenn man Schreiben als Medizin einsetzt, so zeigt es die Erfahrung, wirkt es stimmungsaufhellend und entspannend, die Schreibenden aktivierend, weil sie sich mit dem Stift in der Hand als selbstwirksam und selbstbewußt erfahren. Die Entspannung kommt sicher aus dem Vertrauen, beides Begriffe, die auch im Buch eine wichtige Rolle spielen. Eine Gruppe, die zusammen schreibt, stützt sich gegenseitig, die Teilnehmer sind solidarisch und vertrauen der Schreibgruppenleiterin in ihrer Kompetenz, dass sie den Focus so setzt, möglichst stärkende Bilder im Kopf entstehen zu lassen.
Über Bilder und Worte verändern
Es ist wie eine geführte Meditation, das Schreiben. „Gefühle, Emotionen, Stimmungen sie lassen sich indirekt über Gedanken, also Bilder und Worte, verändern“, so beschreibt es Dr. Marcus Täuber. „unsere Gedanken gehen immer mit Nervenmustern einher, also Nervennetzen, die Strom leiten und Chemie frei setzen und so auf unbewusster Ebene den Körper beeinflussen. Der Strom und die Chemie und mit ihnen die Informationen werden einfach auf den Körper übertragen. So können uns Gedanken nicht nur krank machen oder zu vorzeitigem Tod führen, sondern umgekehrt wie Medizin wirken und uns heilen“. Neben der Entspannung und dem Vertrauen geht es um Imagination – die unterstützt, dass sich unsere Physiologie auf ein neues Szenario einstellt.
Welche Schreibübungen sind hilfreich?
Damit die an Krebs erkrankte Frau nicht noch mehr Druck und damit schädlichen Stress erlebt, muss das Schreiben spielerisch eingeleitet werden und scheinbar mühelos möglich sein. Die gewünschte Emotion -wie zum Beispiel Hoffnung und Freude- am Besten untermauert werden mit der Aufforderung, sinnliches Schreiben einzusetzen und sich einen kostbaren Moment, den sie erleben will, mental vorzustellen und mit allen Sinnen zu beschreiben: Ich sehe … ich höre… ich fühle… Wenn die Frauen schreiben, gelangen sie an ihr Unbewußtes, schreiben oft wie in einer Trance. Das hat mit reflektierendem Schreiben wenig zu tun. Aber gerade darum kann es so heilsam sein, wenn wir aufhören mit „Du musst positiv denken“ und stattdessen Wünsche und Vorstellungen in konkreten Bildern aktivieren.
So erschreiben wir uns zum Beispiel zu Beginn des neuen Jahres einen Kalender der Vorfreude – konkrete Situationen, die wir erwarten. Und herbeiziehen, denn mit der Erwartung wächst die Chance, dass sie Wirklichkeit werden.
Im Prozess liegt die Kraft
Ich stimme Dr. Täuber zu, wenn er sagt: „Das ultimative Ziel ist das wichtigste Gefühl überhaupt, nämlich das Gefühl von Ruhe, Frieden und Harmonie.“ Dafür muss man manchmal aber auch über loderndes Feuer und eruptive Emotionen, wie sie ihm Bild eines Vulkans auftauchen, geschrieben und sich entlastet haben. Um danach zum Bild des Vulkans zu kommen, der fruchtbare Erde schafft.