Monatsarchiv: Oktober 2018

Schreiben – eine Methode, sich selbst zu heilen. Eine Empfehlung.

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Wenn ich während meines Studiums zum Biografischen und Kreativen Schreiben an der Alice-Salomon-Hochschule schon gewusst hätte, dass ich mich auf Gesundheitsförderndes Kreatives Schreiben spezialisieren würde, dann hätte ich mir zwei Bücher gewünscht, die damals noch nicht erschienen waren. Einmal „Es lohnt sich einen Stift zu haben“ von Carmen Unterholzer und jetzt das Buch von Stephan Konrad Niederwieser: Das Trauma von der Seele schreiben. Ein Muss für jeden, der schreibtherapeutisch arbeiten will; nicht nur erläutert der Autor und erfahrene Heilpraktiker die Methode des Heilschreibens, sondern das Buch enthält im Praxisteil exzellente Schreibimpulse für alle, die den Mut haben, sich zu öffnen und über den integralen Ansatz des Heilschreibens eine gesundheitlich verbesserte Lebenssituation erfahren wollen.

Mir gefällt gut, dass der Autor klar erklärt, was „heil sein“ bedeutet, wie man dahin kommt, warum gerade Schreiben wirkt. Immer auch in Verknüpfung mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Auch die „Erste Hilfe“ bei körperlichen Reaktionen verraten viel Erfahrung und Kompetenz. Wer über die Anleitung aus dem Buch hinaus Hilfe und Begleitung haben möchte: Stephan Konrad Niederwieser hat eine Praxis in Berlin-Schöneberg. Grade um die Ecke von unserem Schreibsalon, in dem wir Schreibgruppen und Weiterbildungen zum Gesundheitsfördernden Kreativen Schreiben anbieten.

SuDi

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Zu Gast im Gropius Bau

Wir waren in der Sammlung Gurlitt-Ausstellung, Verena und ich. Wie spannend – nicht nur die Bilder, sondern auch die Biografie der Bilder. Womit der Bogen zu den Inhalten in meinem Blog Schreiben beflügelt ersichtlich wird, oder? Verena hat viele spannende Aspekte in diesem ‚Kunst-Krimi‘ gefunden. Viel Spaß beim Lesen – Sudi

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Zu Gast im Gropius Bau –

ein Gastkommentar von Autorin Verena Lüthje für Schreiben beflügelt

Bestandsaufnahme Gurlitt – so der Titel der Ausstellung der Sammlung Gurlitt, die zunächst in der Bundeskunsthalle in Bonn (Der NS-Kunstraub und die Folgen) und zeitgleich im Kunstmuseum Bern („Entartete Kunst“ – Beschlagnahmt und verkauft) zu sehen war. Nunmehr zusammengefügt mit Gastrecht in Berlin für die Öffentlichkeit zugänglich, eine Ausstellung, wie sie so noch nie zu sehen war. Wie sie so kein Kurator eines Museums zusammengestellt hätte. Und doch bilden diese Exponate, die Hildebrand Gurlitt als Kunsthändler vor, während und nach der NS-Zeit zusammengetragen hat, durch ihre letzte Provenienz (Herkunft) das außergewöhnliche Thema: Bestandsaufnahme. Aus einer nicht rechtmäßigen Beschlagnahme, wie Maurice Philip Remy es in seinem akribisch recherchierten und ausführlichen Sachbuch „Der Fall Gurlitt – Die wahre Geschichte über Deutschlands größten Kunstskandal“ schildert.

Cornelius Gurlitt, der rechtmäßige Erbe der Gemälde- und Bildersammlung seines Vaters, befand sich seinerzeit im Zug von Zürich nach München – auch als „Schwarzgeld-Express“ bekannt – und wurde bei einer Kontrolle durch einen Zollbeamten Opfer seiner wahrheitsgemäßen Beantwortung auf dessen Frage, woher er den erlaubten Betrag, den er mitführte, denn habe. Als u. a. die später protokollierten Worte, beispielsweise Vater, Auktionshaus Kornfeld und NS-Zeit fielen, brachte dies eine juristische Maschinerie in Gang, die einem Skandal gleich kommt. Aufgrund des vagen Verdachtes der Steuerhinterziehung oder des unrechtmäßigen Besitzes von vermuteter Raubkunst und deren Verwertung – so richtig klar war es der Justiz wohl nicht, so skizziert  Remy eindrucksvoll die Chronologie der Ereignisse – wurden die in der Wohnung von Cornelius Gurlitt seit über fünfzig Jahren gelagerten Kunstwerke verschiedenster Maler beschlagnahmt.

Berlin 2018. Die noch bis Anfang Januar 2019 dauernde, sehenswerte Ausstellung der beschlagnahmten Exponate, die sich in dem Begriff „Sammlung Gurlitt“ vereinen, die noch zu Lebzeiten von Cornelius Gurlitt zur Erforschung der Provenienzen freigegeben wurde, testamentarisch von ihm jedoch dem Kunstmuseum Bern vererbt worden ist, das nunmehr die Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Grafiken etc., der Öffentlichkeit präsentiert, erschließt uns den Umfang des Konvoluts, das Hildebrand Gurlitt, der im Oktober 1956 nach einem Verkehrsunfall verstarb, seiner Frau hinterlassen hat und später, durch den weiteren Erbgang an Cornelius Gurlitt und dessen Schwester überging. Nicht die Kunstwerke an sich, wie wir die Exponate bei einem Galerie- oder Museumsbesuch bewundern, sind die Hauptakteure in diesem Kunst- oder vielmehr Justizkrimi, wie man diesen Fall auch nennen könnte, obwohl sie es vordergründig ja sind, sondern es ist die Geschichte, die jedes Bild umweht und ihm eine Aura verleiht, die über das jeweils geschaffene Kunstwerk berühmter Maler, wie Picasso, Cranach, Dix, Beckmann, Liebermann, um nur wenige aufzuzählen, hinausgeht. Die noch nicht erforschten Provenienzen einzelner Exponate lassen Fragen aufkommen und verleihen den Bildern eine geheimnisvolle Aura. Die farblich und thematisch hervorragend aufbereitete Ausstellung im Gropius Bau, mit vielen wandflächigen Erläuterungen und einem Erklärfilm, lässt diese Erkenntnis jedoch nicht sofort zu, will sie sich im Grunde wie eine ganz normale Ausstellung zeigen, und beginnt beim Entrée frontal mit einer überdimensionalen Collage der journalistischen Berichterstattung, die den Fall begleitet hat.

Die Kunstwerke hingegen scheinen sich der Normalität entgegenzustellen, sie wollen wahrgenommen, endlich wieder gesehen werden, nachdem sie nach so langer Zeit in der Dunkelheit Licht, Luft und die Freude der Betrachter entbehrten. Wer sich hinsichtlich einer das Bild werterhaltenden Rahmung auskennt, sieht bei genauer Betrachtung mit großer Freude, dass die meisten Passepartouts bei den unter Glas gerahmten Blättern nicht aufliegen, sondern mit einem sichtbaren Abstand zum Rand versehen sind; so dem Bild die nötige Luft geben und einen Lichtrand vermeiden; auch wenn es heute extrem verbesserte, Licht absorbierende Glasscheiben gibt, ebenso qualitativ hochwertigere Papiere, die dieser Gefahr entgegentreten, obwohl es Mode geworden ist, Passepartouts aufzulegen, um einen schönen, gleichmäßigen Rand zu erhalten und eine gewisse Tiefe dadurch zu erzeugen:  Dennoch, Licht ist Natur und lässt sich nicht davon abhalten, ein Aquarell, eine Lithografie, eine Radierung oder eine Zeichnung für alle Zeit nachzudunkeln. Würde diese eines Tages wieder ausgerahmt werden, ist das böse Erwachen groß. Mode ist zwar chic, aber nicht werthaltig. Man sollte die Weisheit der Verkäufer an Hildebrand Gurlitt, die viele dieser Rahmungen so vorgenommen haben, wenn nicht Gurlitt selbst, beherzigen.

Lassen Sie sich künftig von keiner Rahmenhandlung beirren, die Sie von der Auflage des Passepartouts überzeugen will, gehen Sie mit Ihrem Kunstwerk den richtigen Weg. So auch den Weg in den Gropius Bau zu einer ganz und gar außergewöhnlichen Präsentation historisch wertvoller Kunstwerke, die wir eigentlich gar nicht hätten bewundern können, wären sie familiär und vor allem unter Ausschluss der Öffentlichkeit weitervererbt worden. Herr Cornelius Gurlitt jedenfalls hätte einen würdevolleren Lebensabend verdient, und wir alle, die wir sein damaliges Eigentum jetzt bewundern dürfen, sollten nicht nur den Gemälden und Bildern unseren Respekt zollen, sondern uns vor dem Erblasser verneigen.

 

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