Monatsarchiv: Juni 2019

Aus der Sprachlosigkeit mit der Seelensprache


Seelensprache, was ist das? Ausdruck von Verbundenheit zwischen zwei Menschen, auch ohne Worte? Angelika U. Reutter ist Psychologin und seit 25 Jahren als Therapeutin in eigener Praxis in der Schweiz tätig. Sie ist Begründerin der Psycho- Energie-Therapie. In ihrem Buch „Wenn die Worte fehlen“. erschienen beim Scorpio-Verlag, spricht sie von der Kraft der Seelensprache. Das Buch ist auch für Angehörige von an Demenz Erkrankten gedacht. In einem ABC der Seelensprache gibt Angelika Reutter praktische Anregungen, untermalt von beispielhaften Geschichten, und stellt sieben grundlegende Übungen vor. Im A-Z beschreibt sie Begriffe wie Achtsamkeit, Begegnung, Gelassenheit, Mut und Nähe, Poesie und Vertrauen; Wahrhaftigkeit und Würde. Die Autorin hat auf der Suche nach der „Seele in den Worten“ diejenigen berücksichtigt, die eine stärkende und tröstende Wirkung entfalten. Es geht um tiefe Begegnung im Fluss des Lebens – auch am Ufer der Sprachlosigkeit.

Erinnern eigener Sprachlosigkeit
Zunächst hatte ich Schwierigkeiten mit diesem Buch. Erst als ich mein Herz öffnete und bereit war, Neues zu erfahren und Vergangenes zu erinnern, konnte ich hinter der Sprache liegende Seelen-Themen ausmachen. Denn mit einem Male erinnerte ich, wie ich in einem bestimmten Alter selbst sprachlos gewesen war, weil ich das Gefühl hatte, dass ich mich über Worte allein nicht mitteilen könne. Dass sie nicht genügen, dass sie nicht beschreiben, wie ich mich wirklich fühle, dass dahinter noch etwas ist; es war wie ein Sehnen, eine Sehnsucht, verstanden zu werden, ohne Worte zu verwenden. Mir fehlte das fühlende Hinhören eines Gegenübers, bei dem meine Seele mit einer anderen in Resonanz hätte kommen können. Daraufhin, nach dieser Erinnerung, konnte ich dem Buch und seiner Intention besser folgen.

„Die Erfindung des Lebens“
Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil war die ersten Jahre seines Lebens stumm. In seinem autobiographischen Roman „Die Erfindung des Lebens“ erzählt er davon, was ihm geholfen hat, die Worte wieder zu finden. In der Familie bleibt die Mutter nach einem Umfall sprachlos –das schwere Schicksal wirkt nach, blockiert. Aber der Vater behält die Zuversicht. Er führt den Jungen in die Natur und beginnt ihn eine präzise Wahrnehmung zu lehren. Erst zeichnerisch, über die Kunst, und dann wirft die Musik Licht ins Dunkel.

Aus der Sprachlosigkeit zurück ins Leben
Ich überlege mir, ob in meinem Leben eine Analogie zu finden sei: wir hatten auch einen Schicksalsschlag erlebt als Familie. Und die Wolke der Depression lag über der Familie seit dem Tod des geliebten jüngsten Sohnes. Also es gibt viele Situationen, in denen Menschen ihre Sprache verlieren, sich darin nicht mehr wohl und aufgehoben führen, weil ihnen Worte fehlen und nichts angemessen scheint. Und auch ich habe über den Zufluchtsort Natur/Wald meine Sprache wieder gefunden. indem ich mir Geschichten ausdachte und Freunde, die mich verstanden haben. und dann über die Musik, die so viel ausdrückte, was ich nicht sagen könnte. Aus dieser Erfahrung heraus ist mir das ABC der Seelenworte eine Notwendigkeit. Mir ist bewusst, was Menschen nach krisenhaften Ereignissen in ihrem Leben brauchen, und dass es lange dauern kann, bis sie vollumfänglich ihre Sprache wieder finden. Das ABC der Seelenworte ist eine gute Basis, aber es lassen sich noch mehr Begriffe finden, die uns in Kontakt bleiben lassen mit anderen Menschen, denen der Zugang zu Worten entglitten ist. Die Autorin Angelika U. Reutter freut sich, wenn ihr ABC um passende Worte ergänzt wird. Hier sieben grundlegende Übungen:
http://www.angelikareutter.ch/pdf/Sieben_grundlegende_Ubungen.pdf

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Schreiben – komplex und einfach zugleich

Eine wunderbare Erklärung, warum das Schreiben Zeit benötigt, haben die beiden Schreibberaterinnen Nadja Buoyardane und Franziska Nauck hier abgegeben:

https://www.business-schreibkurse.de/warum-dauert-schreiben-so-lange/

Die beiden Business-Coaches, die in Unternehmen für eine gute Schreibkultur sorgen, haben die komplexen Vorgänge in unserem Gehirn dargestellt, die uns beim Schreiben begleiten. Lesenswert!

Weil die Sache so komplex ist, braucht es Profis, um sie wieder leicht zu machen: Mit Leichtigkeit ins Schreiben bringen braucht einen didaktischen Hintergrund und ein Gegenüber, das energetisch mithilft, die Konzentration zuhalten und zu ermutigen, zu spüren, wenn etwas Ungesagtes im Raum ist.

Aus diesem Grund beginnt die Arbeit des Schreibtherapeuten schon dabei, wenn er oder sie das Programm für Schreibgruppe oder Einzelstunde konzipiert; in Kenntnis der Klienten auf sie zugeschnitten, funktioniert der Prozess beim Schreiben dann in Leichtigkeit. Für meine Schreibkurse an der Charité (mit an Krebs erkrankten Frauen und Mitarbeitern als Burnout-Prävention) und die Schreibtour an Universitätskliniken in Deutschland www.schreibtour.info bereite ich oft lange vor; ich will das assoziative Feld gut eröffnen, in dem wir uns bewegen; ich will gesundheitsfördernd wirken; ich will, dass alle etwas davon haben – meine Patientinnen, die an Krebs erkrankt sind, aber auch ich – ich möchte mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.

Von daher brauchen Vor- und Nachbereitung einer 2-stündigen Schreibsession 4-5 Stunden, denn im Anschluss gibt es oft auch Fragen, in welche Richtung jetzt weitergearbeitet werden könnte; und auch so banale Dinge wie Bildimpulse besorgen und den Raum inspirierend herzurichten benötigt Zeit.

Diese Zeit wird -so erzählen mir es meine im Gesundheitsfördernden oder Kunsttherapeutischen Schreiben ausgebildeten Schreibdidaktiker- oft nicht angemessen honoriert. Allein die Anwesenheitszeit zu bezahlen genügt nicht, die Vorbereitung gehört zur Anzahl der geleisteten Stunden. Damit die Schreibtherapie in Deutschland bessere Akzeptanz und Rückhalt erhält, dafür gibt es auch in der Europäischen Künstlergilde für Medizin und Kultur eukmk.eu ein Forum. Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen Prof. Jalid Sehouli, Dr. Adak Pirmorady, Dr. Nike Spinnler und Katrin Laville setze ich mich ein, Deutschlands Haltung dem Schreiben gegenüber mit mehr Achtung und Achtsamkeit zu versehen. Ganzheitliche Medizin ist der Anspruch, und da gehört das Schreiben als uraltes Instrument der Selbsterkenntnis und Entwicklung einfach mit dazu. Und damit es leicht fällt und Sie gar nicht spüren, wie Ihr Gehirn sich im Hintergrund anstrengt, dafür gibt es akademisch (z.B an der ASH Berlin https://www.ash-berlin.eu/studium/studiengaenge/master-biografisches-und-kreatives-schreiben/profil/ ) ausgebildete und praktisch bei mir vervollkommnete 🙂 Schreibdidaktiker. https://sdiehm.wordpress.com/schreibweiterbildung/

Herzliche Grüße,

Susanne Diehm

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