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Erst die Einstellung und dann die Vitalität

In meiner Arbeit als Schreibtherapeutin mit an Krebs erkrankten Menschen an der Charité Frauenklinik und anderen Institutionen wie dem Cancer Survivors Home ist es mir immer sehr wichtig, das Gefühl auszuräumen, sie seien „schuld“ an ihrer Krankheit. Das wäre nicht hilfreich. Wichtig für eine gute Lebensqualität in dieser Situation ist sicherlich, Stress abzubauen, das Gefühl von Selbstwirksamkeit zu erhöhen und eine gute Balance zu erreichen, mit der die Menschen der Krankheit konstruktiv begegnen können. Dazu gehört auch die eigene Einsicht in Verhaltensweisen -zum Beispiel die der Überforderung und eines extrem hohen Anspruchs- die eine Heilung oder Konzentration auf das Wesentliche erschweren können. Lust auf Veränderung? Wie gelingt das? Was führt aus der Blockade und hilft?

Den Kopf freibekommen und Platz für Konstruktives schaffen

Wir beschäftigen uns mit vielen Themen in den Schreibgruppen, die ich moderiere. Es geht nicht nur um Angst und Narben, sondern nach dem System des Gesundheitsfördernden Kreativen Schreibens gibt es zunächst eine entlastende Übung, die von Emotionen wie z.B. Verzweiflung befreit; danach schauen wir nach Ressourcen, um Probleme anzugehen, die grade da sind; schreiben eine Geschichte aus der „Adlerperspektive“ 🙂 und erleben über das Storytelling quasi die Lösung des Problems, manchmal gekleidet in ein Märchen. Oder die Schreibenden kommen ggf. zu einer Akzeptanz – in jedem Falle finden sie heraus aus dem trüben Tal und kommen auf neue Ideen, die ihrer Gesundheit dienen können. Zuletzt verdichten wir das Gefühl, das während der verinnerlichten Erfahrung der Schaffenskraft entstanden ist, nämlich wieder bereit und ermutigt zu sein, in einer Gedichtsform oder auch nur einem Satz. Oft stelle ich fest: Wenn es „erschrieben“ ist, zieht es die Veränderung quasi automatisch nach.

„Genial Vital“

Manchmal stelle ich unterstützend auch Bücher vor; meistens Belletristik, aber gelegentlich auch Sachbücher: So habe ich in Dr. med. Yael Adlers Buch viele Hinweise gefunden, die sie verständlich und überzeugend herleitet  und die sehr praktisch und schnell umzusetzen sind. Inhalte und Rezensionen hier beim Verlag https://www.droemer-knaur.de/buch/dr-med-yael-adler-genial-vital-9783426278031 oder hier: 

Kraftvolle Aktivität und Solidarität in einer Schreibgruppe

Aus meiner Sicht geht es in ihrem Buch nicht nur darum „jung“ zu bleiben, sondern vor allen Dingen auch kraftvoll und in guter Lebensqualität. Die nachweislich ja auch die Gesundheit fördert. Die vielen „Tipp-Seiten“ lassen auch Leser:innen mit wenig Zeit die Möglichkeit, einen raschen Überblick zu gewinnen. Bewegung, Ernährung, aber auch die „Geistige Aktivität mit anderen Menschen“ (s. S.384) und die Erfahrung freundschaftlicher und sozialer Kontakte empfiehlt die Bestseller-Autorin. In den Schreibgruppen kommt es genau dazu. Viel Spaß beim Lesen! Schreibübungen vorneweg könnten sein:

Entlasten: Freewriting dazu, was ich trotz besseren Wissens meiner Gesundheit zumute

Ressourcen: ABC-Darium mit Stichworten zu „Was hat mich in der Vergangenheit in Bewegung gebracht? Was kann ich ernährungstechnisch leicht umsetzen? Was empfiehlt Dr. Adler und was spricht mich an?

Storytelling: Geschichte einer Frau, die fit und vital wird

Verdichten in einem „Schneeball“, z.B. so:

Vitalität

fällt leicht:

Ernährung, Bewegung, Schreibgruppe

Es winkt das Leben

Das schaffst Du

nicht morgen

jetzt!

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Was uns unter die Haut geht

Warum sind wir schreibend so nah an uns selbst dran? Warum fühlen wir uns so gut dabei? Ein Erklärungsversuch.

Wenn wir uns als Persönlichkeit schreibend erkunden, voraus denkend reflektieren, uns Dinge herbeiwünschen und Ziele verankern, lernen wir uns besser kennen. Und: Wir verstärken das Vertrauen in uns selbst. Wir festigen damit die individuelle Selbstwirksamkeitserwartung und die Resilienz (unsere Widerstandskraft, die Fähigkeit mit Krisen umzugehen). Wenn wir Neues lernen, mit  Schreiben – oder auch Malen und Gestalten – spielerisch unser Potential entwickeln und die Sinne beflügeln, trainiert das unser Gehirn, die Neuronen ‘auf Glück zu schalten’. Wir fühlen uns gut. Und wir lernen, dass es uns gut tut und wollen es immer wieder tun.

IMG_20150412_125017Dazu passt das, was Gerald Hüther sagt, der heute in Berlin sein neues Buch bei vollem Haus vorgestellt hat: Wir nehmen das gern und leicht wahr, was für uns Bedeutung hat. Die emotionale Aufladung, die etwas besitzt, lässt es uns erinnern. Wenn uns etwas ‚unter die Haut geht‘, dann reagiert unser Körper. Die emotionalen Bereiche im Gehirn werden aktiviert und neuroplastische Botenstoffe sausen los.

In Schreibgruppen schaudern wir oft: Die Geschichte der Schreibgruppenkollegin berührt uns, weil wir in unserem Leben etwas ähnliches erlebt haben. Ein Gedicht aus der Runde rührt uns zu Tränen, weil es an eine verlorene Liebe erinnert. Der Krimiplot, an dem der Nachbar arbeitet, lässt unsere Haare zu Berge stehen, weil wir so etwas bestimmt nicht erleben wollen. Wir sind nah bei unseren Emotionen – und in diesem Moment ist es uns völlig schnuppe, ob das Glück aus Körper, Seele oder Geist stammt. Wir fühlen uns lebendig. Willkommen im Frühling!

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